Auch in Großbritannien gibt es europäische Naturschutzgebiete, die den Bestimmungen der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie (FFH) sowie der Vogelschutzrichtlinie (SPA) unterliegen. Laut europäischer Umweltagentur hat Großbritannien bisher 924 dieser sogenannten Natura-2000-Gebiete an die EU gemeldet und dabei 244.840 Quadratkilometer unter EU-Naturschutzrecht gestellt.
Mit dem Brexit allerdings wird das in Großbritannien nicht mehr gelten, zumindest enthält das britische Ausstiegsgesetz „EU Withdrawal Bill“ keine entsprechenden Regelungen. Mary Creagh (Labour), Vorsitzende des Umweltausschusses im britischen Parlament, warnte deshalb schon vor „Zombie-Gesetzen“, wenn das EU-Naturschutzrecht nicht länger in den britischen Natura-2000-Gebieten durchgesetzt werde und machte sich für eine starke nationale Umweltgesetzgebung stark.
Andere Parlamentarier und Umweltgruppen forderten eine unabhängige Umweltbehörde, wie die britische Tageszeitung Guardian berichtete. Richard Benwell von der Naturschutzstiftung Wildfowl and Wetlands Trust wies darauf hin, dass britische Schutzgebiete bis zu 15 Prozent Gebietsverluste oder -zerstörungen pro Jahr erlitten hätten, bevor die EU-Richtlinien eingeführt worden seien. Parteiübergreifend forderten Parlamentarier deshalb, dass die EU-Richtlinien auch nach dem Brexit gelten sollten.
Einen ganz anderen Blick auf die Dinge hat hingegen das „Nature Friendly Farming Network“, in dem sich rund 100 nachhaltig wirtschaftende Landwirte zusammengeschlossen haben. Mit dem Brexit habe man die „chance of a lifetime”, endlich zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft zu kommen, erklärte der Vorsitzende Martin Lines im Januar. Ohne die EU-Vorgaben könnten viel mehr landwirtschaftliche Subventionen in ökologische Produktionsmodelle geleitet werden und so Böden, Landschaften, Flüsse und die Natur geschützt werden.